BMEL-Ernährungsreport 2022: Vegetarische und vegane Alternativen bei Deutschen immer beliebter
Michelle König
Über 50 Prozent der Deutschen reduzieren bewusst ihren Fleischkonsum und greifen verstärkt zu pflanzlichen Alternativen — das ist eines der Kernergebnisse des BMEL-Ernährungsreports 2022. Die Gründe hierfür variieren und reichen von Neugier und einer Vorliebe für den Geschmack bis hin zum Tier- und Klimaschutz. Dies entspricht den Ergebnissen der von BALPro in Zusammenarbeit mit Bloom Partners, dem Food Campus Berlin und dem Marktforschungsunternehmen Appinio verfassten Studie zum Thema „Pflanzenbasierte Proteinalternativen 2022 — Bedürfnisse, Erwartungen und Barrieren aus Verbrauchersicht“.
Seit 2016 veröffentlicht das BMEL seinen Ernährungsreport “Deutschland, wie es isst”. Hierfür wird jährlich in einer repräsentativen Umfrage das Ess-, Koch- und Einkaufsverhalten der Deutschen erhoben. In diesem Jahr hat insbesondere das Thema Nachhaltigkeit im Bewusstsein der Befragten an Bedeutung gewonnen: 84 Prozent gaben an, dass ihnen Klima- und Umweltschutz wichtig oder sehr wichtig sind, und 82 Prozent erachten es als sinnvoll, ihren Fleischkonsum zu reduzieren.
Vegetarische und vegane Alternativen für mehr Tier- und Klimaschutz
Dieses neue Bewusstsein für Nachhaltigkeit spiegelt sich auch in der Wahrnehmung von Alternativprodukten wider. So gaben 61 Prozent der Befragten an, natürliche Ressourcen durch einen verstärkten Konsum eben dieser schützen zu wollen. Gleichzeitig ernähren sich aktuell 44 Prozent flexitarisch, und essen nur noch gelegentlich Fleisch, während sich weitere 8 Prozent als Vegetarier oder Veganer bezeichnen. Darüber hinaus ist der Anteil der Menschen, die mindestens einmal vegetarische oder vegane Alternativen gekauft haben, im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozentpunkte gestiegen. Am häufigsten griffen Konsumenten — wie schon in den Jahren zuvor — zu Soja- oder Haferdrinks. Aber auch Alternativen zu Fleisch, Wurst, Joghurt und Fisch haben in ihrer Beliebtheit jeweils um zwischen 10 und 12 Prozentpunkte zugelegt.
Zu den Hauptgründen für ihren Kauf, die in allen Alterskategorien dominieren, zählt mit 75 Prozent die Neugier nach den Innovationen sowie mit 64 Prozent ihr angenehmer Geschmack. Außerdem spielt insbesondere für die Befragten unter 44 Jahren der Tier- und Umweltschutz eine wesentliche Rolle. Insgesamt gaben hierbei 71 Prozent an, dass Tierschutzgründe kaufentscheidend seien (12 Prozent mehr als im Vorjahr) und 64 Prozent nannten Umweltschutzgründe (10 Prozent mehr als im Vorjahr).
Verbraucherwunsch: Klare Kennzeichnungen und nachhaltige Produktionsmethoden
Ein weiteres Kernergebnis der Befragung ist, dass Kennzeichnungen wie der Nutri-Score bei Verbrauchern gut ankommen und immer häufiger zur allgemeinen Orientierung genutzt werden. So sind rund 40 Prozent derjenigen Personen, die die Nährwertkennzeichnung bereits wahrgenommen haben, von ihr bei Kaufentscheidungen schon einmal beeinflusst worden. Darüber hinaus wünscht sich die Mehrheit der Befragten eine verbindliche Tierhaltungskennzeichnung (rund 90 Prozent) sowie transparente Angaben zu fairen und umweltfreundlichen Produktionsbedingungen auf der Lebensmittelverpackung (jeweils rund 80 Prozent).
Die an die Landwirtschaft gerichteten Erwartungshaltungen sind — dementsprechend — vielfältig: Rund zwei Drittel der Deutschen legen Wert auf eine artgerechte Tierhaltung, eine faire Entlohnung der Mitarbeiter und auf Produktqualität. Für rund 50 Prozent spielen zudem umweltschonende Produktionsmethoden, eine Verringerung gesundheitsbelastender Emissionen sowie der Insektenschutz eine wesentliche Rolle.
„Wie von BALPro bereits in unserer Studie zur Verbraucherwahrnehmung pflanzlicher Proteinalternativen 2022 aufgezeigt, wird es für Hersteller künftig immer wichtiger werden, die bestehende Informationslücke in enger Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft zu schließen“, so Fabio Ziemßen, BALPro-Vorstand. „Hierzu möchten wir als Verband mit einem vielfältigen Netzwerk, das das gesamte Lebensmittelsystem abbildet, unseren Beitrag leisten.“