Unsere Mitglieder stellen sich vor: Die Adalbert-Raps-Stiftung


Michelle König

Die Adalbert-Raps-Stiftung mit Sitz in Kulmbach ist seit über 40 Jahren als Förderpartner im Bereich der Lebensmittelforschung tätig. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hierbei auf der Förderung von praxisnaher Forschung im Bereich der Alternativen Proteine.

Wie genau setzen Sie sich für die Förderung Alternativer Proteinquellen ein?
Als Stiftung sind wir primär indirekt tätig, indem wir mit sogenannten steuerbegünstigten Einrichtungen — wie Universitäten und sonstigen Forschungsinstituten — zusammenarbeiten, die ein Projekt im Bereich der Alternativen Proteine umsetzen möchten.

Die Unterstützung erfolgt zum einen durch die Vergabe von Fördergeldern und zum anderen dadurch, dass wir die Forschenden mit spannenden Gesprächspartnern aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft vernetzen. Dieser Austausch ist insbesondere deshalb äußerst produktiv, weil er es Wissenschaftlern ermöglicht, die Blase ihres eigenen Forschungsgebietes zu verlassen, und sich neue Impulse aus verschiedenen, für ihr Projekt relevanten, Bereichen einzuholen.

Auch werden die Ergebnisse der von uns geförderten Projekte — ganz im Sinne der Gemeinnützigkeit — stets der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Somit profitieren von unseren Aktivitäten nicht nur einzelne Forschungseinrichtungen, sondern der gesamte Alternative Proteinsektor.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft Ihrer Förderstrategie und Ihrer Networking-Tätigkeiten?
Einerseits sind wir aktuell dabei, unsere Förderstrategie auf sogenannte “Entrepreneurial Scientists” auszuweiten, die an Universitäten mit dem Ziel forschen, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Im Rahmen dieser Tätigkeit wollen wir unsere Zusammenarbeit mit Startups intensivieren und Wissenschaftler stärken, die sich mit ihrer Forschung in die Selbständigkeit wagen möchten — auch um sicherzustellen, dass die von uns geförderten Projekte die notwendige Praxiskopplung haben.

Andererseits werden wir zukünftig in unserer Podcast-Reihe “Way To Future Food” Forschende mit Politik, Behörden und Startups an einen Tisch bringen, um über unterschiedliche Aspekte eines nachhaltigen Lebensmittel- und Ernährungssystems zu diskutieren. Hierbei soll es insbesondere um Themen gehen, die aktuell in der öffentlichen Debatte um Alternative Proteine eher vernachlässigt werden.

Als physischen Raum für den Austausch schaffen wir zudem gerade den “Freiraum für Lebensmittelmacher:innen” auf dem Heinersreuther Hof im Kulmbacher Land. Auf diesem umgebauten, ehemaligen Bauernhof möchten wir künftig Veranstaltungen mit Akteuren der Lebensmittelbranche ausrichten.

Was motiviert Sie zur Förderung Alternativer Proteine?
Als Stiftung, die von Adalbert Raps gegründet wurde, um über Generationen innovative Lebensmittelforschung zu betreiben, schauen wir natürlich nicht nur aufs Heute, sondern auch aufs Morgen. Nachhaltigkeit ist für uns deshalb ein Herzensthema und es ist uns äußerst wichtig, durch unsere Tätigkeiten dazu beizutragen, dass die Lebensmittelindustrie zukünftig auf soliden Füßen steht. Dies beinhaltet den verantwortungsbewussten Umgang mit unserer Umwelt und ihren natürlichen Ressourcen.

Welche Alternativen Proteinquellen halten Sie im Hinblick auf eine nachhaltige Agrar- und Ernährungswende für besonders vielversprechend?
Unserer Ansicht nach ist eine ausgewogene Mischung verschiedener Proteinquellen am sinnvollsten, um zukünftig die Proteinversorgung einer stetig wachsenden Weltbevölkerung nachhaltig sicherzustellen. Dementsprechend gehen wir davon aus, dass pflanzliche, kultivierte und fermentierte Alternativen gleichberechtigt nebeneinander existieren werden. Außerdem werden tierische Proteine weiterhin eine Rolle spielen, allerdings in deutlich geringeren Mengen und dafür in Form von hochwertigeren Produkten.

Grundsätzlich hoffen wir hierbei auf mehr Technologieoffenheit, denn insbesondere Food Tech hat das Potenzial, es zukünftig z. B. zu ermöglichen, pflanzliche Proteine durch Fermentation noch bio-verfügbarer zu machen.

Was wäre Ihrer Ansicht nach zur effizienteren politischen Förderung Alternativer Proteine nötig?
Es wäre wünschenswert, dass von Bund und Ländern künftig mehr öffentliche Mittel zur Verfügung gestellt werden, so dass Universitäten die finanziellen Ressourcen haben, um etwa dringend notwendige Grundlagenforschung im Bereich der Kultivierung und Fermentation zu betreiben.

Dies setzt unserer Ansicht nach jedoch zunächst ein Umdenken in Bezug auf die Rolle voraus, die dem Alternativen Proteinsektor für eine nachhaltige Ernährungswende zugeschrieben wird. Denn nur, wenn das herausragende Potenzial pflanzlicher, kultivierter und fermentierter Alternativen für Klima- und Umweltschutz von der Politik anerkannt wird, ist auch ein entsprechender Wandel der Förderstrategien auf Bundes- und Landesebene wahrscheinlich.

Wie sieht Ihrer Meinung nach die Ernährung der Zukunft aus?
Bunt, vielfältig, lecker, und mit einem stärkeren Technologieanteil.

Für die Tierwirtschaft wird dies wahrscheinlich mit einigen Veränderungen einhergehen, wie z. B. einer Verkleinerung und Regionalisierung der Tierhaltung mit einer Verbesserung der Haltungsbedingungen. Denkbar ist zudem der Umstieg von der Tierhaltung hin zum Anbau von Proteinpflanzen. Denn pflanzliche Rohstoffe kommen nicht nur bei der Produktion pflanzenbasierter Alternativprodukte zum Einsatz. Ebenso können sie und ihre anfallenden Nebenströme als Ausgangsmaterialien für Nährmedien dienen, die für die Fermentation und Zellkultivierung benötigt werden.

Dementsprechend wird sich die wichtige Rolle der Landwirte innerhalb unseres Ernährungssystems zwar wandeln, aber nach wie vor erhalten bleiben.

Warum sind Sie BALPro-Mitglied geworden?
Wir hatten den Wunsch, mit Gleichgesinnten an einen Tisch zu kommen, Ideen auszutauschen und Forschungsergebnisse unserer Förderpartner innerhalb des BALPro-Netzwerkes zu teilen. Dies ermöglicht es der Community, von den Erkenntnissen zu profitieren und gibt uns die Chance, mehr darüber zu lernen, was andere umtreibt und wo es aktuell noch Wissenslücken gibt, die im besten Falle mit unserem nächsten Forschungsprojekt geschlossen werden können.

© 2019 Verband für Alternative Proteinquellen e. V.