Unsere Mitglieder stellen sich vor: endori

food´or International GmbH

Friedrich Büse, endori-Gründer

Die endori food GmbH & Co. KG, gegründet im April 2015, entwickelt und produziert pflanzliche Fleisch- und Fischalternativen auf Basis von Erbsen. Seit 2021 baut der Lebensmittelhersteller im südlichen Rheinland zudem eigene Erbsen an. Dies soll nicht nur die Nachhaltigkeit und Regionalität der eigenen Produkte sicherstellen, sondern auch für mehr Unabhängigkeit von Rohstoffimporten sorgen. Im BALPro-Interview erzählte uns endori-Gründer Friedrich Büse, warum ein achtsamer Einsatz von Ressourcen entlang aller Stufen der Wertschöpfungsketten zukünftig unverzichtbar ist.

Wie setzt sich Ihr Unternehmen für die Förderung Alternativer Proteinquellen ein?
Angesichts der sich verschärfenden globalen Ressourcenknappheit gibt es dazu, auf pflanzenbasierte Proteine in der Herstellung von Lebensmitteln zu setzen, keine Alternative. endori, deren Muttergesellschaft Pfeifer & Langen Industrie- und Handels-KG sowie alle unter dieser Holding geführten Beteiligungen haben keinerlei Fleisch-Produkte in den jeweiligen Wertschöpfungsketten. Mithin kommt unserem Unternehmen daher in der Branche der pflanzenbasierten Fleischalternativen eine markante Rolle zu. Die Gruppe der Holding-Unternehmen zeichnet heute eine zum Teil seit Generationen bestehende Partnerschaft mit über 12.000 Landwirten aus.

Wir verfolgen eine Strategie, die die gesamte Wertschöpfungskette – vom Feld bis auf die Gabel – beinhaltet. Dies fängt bei der Weiterentwicklung der Saaten an, setzt sich über den Vertragsanbau fort und beinhaltet neben direkten Beteiligungen insbesondere strategische Partnerschaften.

Was motiviert Sie hierzu?
Die Ernährungsindustrie und die Landwirtschaft  stehen vor erheblichen Veränderungsaufgaben auf dem gesamtgesellschaftlichen Weg zur Ernährungsfähigkeit der Menschheit. Stichworte sind hier: Klimaneutralität, nachhaltiger Umgang mit den erneuerbaren Ressourcen, Biodiversität sowie der Anspruch einer gesunden und gleichzeitig genussvollen Ernährung. Es geht um nichts Geringeres als um die weitgehende Umstellung des menschlichen Proteinkonsums, weg von ineffizienten tierischen hin zu nachhaltigen pflanzlichen Rohstoffen.

Nachhaltigkeit bezieht sich also nicht nur auf den Umweltschutz, sondern hier geht es um den sinnvollen und langfristigen, achtsamen Einsatz von Ressourcen entlang aller Stufen der Wertschöpfungsketten. Nur so ist es zukünftig möglich, den Herausforderungen unserer Zeit gerecht zu werden und dabei als Unternehmen erfolgreich tätig zu sein. Dies bezieht sich auf die dinglichen Ressourcen, die Human Ressources sowie die Verfügbarkeit und Absicherung von Rohstoffen in ausreichender Menge und guter Qualität, und wird ein essenzieller Erfolgsfaktor für das benötigte Wachstum in dem Segment sein.

Des Weiteren steht auch die Preisentwicklung im Fokus, denn wir brauchen so schnell wie möglich eine Preisparität zwischen den Produkten mit tierischen Proteinen und unseren Alternativen. Neben dem Geschmack ist dies entscheidend, damit wirklich die breite Masse an Verbrauchern diese Produkte akzeptiert und sich vor allem auch leisten kann.

Wie planen Sie, dieses Engagement künftig auszubauen?
Entlang der Wertschöpfungsketten gibt es in vielen Bereichen noch einen immensen Bedarf an Verbesserungen (Prozesse, Rezepturen) und Innovationen bzw. die Notwendigkeit, neu zu denken, um bessere Lösungen zu entwickeln. Hier geht es auch darum, bisher nicht beachtete Rohstoffe anders zu betrachten und dem Menschen nutzbar zu machen. Das dient insbesondere der Ressourcenschonung und dazu, regionale Lösungen massiv aufzubauen. Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa.

Wie reagieren Verbraucher auf Ihre Produkte?
Insbesondere unser regionaler Anbau und eine ressourcenschonende Verarbeitung bringt uns große Wertschätzung beim Verbraucher, wie wir aus der Kommunikation in den sozialen Medien ableiten können. Dies gilt sowohl für den B2C- als auch für den B2B-Bereich.

Welche Alternativen Proteinquellen halten Sie im Hinblick auf eine nachhaltige, wirtschaftlich effiziente Agrar- und Ernährungswende für besonders vielversprechend?
Zu den Alternativen Proteinquellen, die wir für vielversprechend halten, zählen Leguminosen, verschiedene Getreidesorten, Nachtschattengewächse, Gräser und Hanf sowie Mikro- und Makroalgen, Mykoproteine und Pilzmyzele. Genauso wichtig wie die Auswahl dieser Proteinquellen ist eine optimale Fruchtfolge bereits auf dem Feld, abgestimmt auf die jeweiligen Bodengegebenheiten und auf die von Anfang an durchdachte Nutzung der gesamten Pflanze, und nicht nur das Konzentrieren auf die vielzitierten Wertbestimmungen beim Proteinanteil.

Was genau wäre zur effizienteren politischen Förderung Alternativer Proteinquellen Ihrer Meinung nach nötig?
Hier sind aus unserer Sicht zwei Punkte sehr wichtig: Einerseits eine zwingend notwendige Anerkennung und vergleichbare Förderung der pflanzlichen Proteine, die bis dato über viele Jahrzehnte nur den tierischen Produkten zuteil wurde. Die Ungleichbehandlung zeigt sich aktuell immer noch drastisch, etwa in Besteuerungsunterschieden (direkte und indirekte Subventionierung, Marketing-Aktivitäten, Lobbyarbeit, etc.).

Zweitens braucht die “strategische” Bereicherung und Sicherstellung der menschlichen Ernährung verlässliche Rahmenbedingungen entlang aller entsprechenden Wertschöpfungsketten, insbesondere unter Einbeziehung der Landwirtschaft. Ein wichtiger Fokus liegt m. E. auch auf der Unterstützung bei den benötigten Investitionen, denn der Investitionsbedarf ist in diesem unabdingbaren Veränderungsprozess enorm groß.

Wie sieht Ihrer Meinung nach die Ernährung der Zukunft aus?
Wenn wir es richtig machen, dann wird es ein gleichberechtigtes Nebeneinander von Produkten mit tierischen Proteinen und Alternativen Proteinen geben. Für das Gelingen dieses “big picture” ist entscheidend: Der Geschmack, die Berücksichtigung gesundheitlicher Aspekte, die nachprüfbare ressourcenschonende Herstellung dieser wunderbaren Lebensmittel – und eben nicht zuletzt auch der Preis.

Wie werden sich diese Entwicklungen auf die Landwirtschaft und die Lebensmittelproduktion auswirken?
In Bezug auf die Landwirtschaft wird dies enorm viele neue Chancen bieten, es wird aber auch einen großen Umbruch in der Denke derjenigen, die im landwirtschaftlichen Umfeld tätig sind, geben müssen. Wir müssen wegkommen von einem reinem (kurzfristigen) Mengenertragsdenken und hin zu einer gesamtheitlichen Betrachtung des Ertrages über mehrere Jahre. Ich denke hier z.B. an viel besser optimierte Fruchtfolgen, unter Berücksichtigung von Einsparmöglichkeiten bei der Verwendung von Dünger und Pflanzenschutzmitteln.

Bodengesundheit (der Erosion entgegenwirkend und die biologische Qualität erhöhend) ist eine wertvolle Ressource an sich. Sinnstiftende Kreativität ist hier auch ein Stichwort: Überlegen wir doch beispielsweise, was das Einbinden neuer Ertragsquellen für die so agierende Landwirtschaft, z.B. durch den Verkauf von CO2-Zertifikaten, mit sich bringen könnte. Viele landwirtschaftliche Betriebe und die Menschen, die dies alles umsetzen müssen, haben solche Incentive-Möglichkeiten schon verstanden und handeln entsprechend. Ganz klar ist, dass ein Veränderungsprozess solchen Ausmaßes politisch unterstützt und finanziell begleitet werden muss. Denn: Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.

Warum sind Sie BALPro-Mitglied geworden?
Auf europäischer Ebene sind wir schon seit Jahren aktiv und u.a. bei der ENSA, als eines der ersten Mitglieder, tätig. In Deutschland gibt es nun mit BALPro einen Verband, von dem wir glauben, dass wir gemeinsam viel bewegen und voranbringen können.

Es wird immer wichtiger, dass wir uns als Agierende Gehör verschaffen und sowohl die Endverbraucher als auch die Politik und die anderen Teilnehmer in den Wertschöpfungsketten informieren, um sie von den so elementaren und unverzichtbaren Veränderungs-Notwendigkeiten zu überzeugen. Nur dann werden wir den globalen Transformationsprozess erfolgreich meistern. Die Mitgliedschaft verstehen wir als wertvolle Chance, gemeinsam Wissen zu multiplizieren und Veränderungen zu bewirken. An diesem Prozess wollen wir mitarbeiten und mitgestalten, um Gutes zu bewirken.

Was hoffen Sie, zukünftig gemeinsam mit BALPro zu erreichen?
Wir wollen helfen, die Ernährungssicherheit der Menschen langfristig zu verbessern und abzusichern, das Ernährungsspektrum der Menschen mit gesunden neuen Alternativen zu bereichern und Umwelt und Ressourcen zu schonen – indem wir an der Seite von starken und überzeugten Partnern den Sektor pflanzenbasierter Lebensmittel aus seiner vielleicht aktuell noch Nischen-Situation herausführen und pflanzliche Alternativen zu einem ganz normalen Teil der menschlichen Ernährung machen.

 

© 2019 Verband für Alternative Proteinquellen e. V.