Unsere Mitglieder stellen sich vor: Leiber GmbH
Leiber GmbH
Leiber veredelt Bierhefe zu innovativen Produkten für Mensch und Tier, forscht hierfür in eigenen Laboren und entwickelt passgenaue Produktlösungen für gesunde Ernährung, biotechnologische und landwirtschaftliche Anwendungen.
Wie genau setzt sich Ihr Unternehmen für die Förderung Alternativer Proteinquellen ein?
Die Bierhefe ist der zentrale Rohstoff, dessen Eigenschaften wir bei Leiber seit Jahrzehnten erforschen und nutzbar machen. Durch moderne, von Leiber entwickelte Verfahren zerlegen wir die Bierhefe in ihre Einzelbestandteile, die jeder für sich genommen einen wichtigen Beitrag für die Gesundheit und Ernährung von Mensch und Tier leisten kann.
Unsere Produkte sind wesentliche Ingredients für die vegane und vegetarische Ernährung. Darüber hinaus finden unsere Produktlösungen Einsatz als vielseitiger Nährstoff für die konventionelle und zelluläre Landwirtschaft, für die Aufzucht von Insekten sowie als Nährmedium für fermentative Anwendungen. Bierhefe-Produkte und Proteine sind damit die Grundlage für eine breite Palette von Alternativen Protein-Ressourcen. Diese Produkte liefern wir zuverlässig in exzellenter Qualität – und praktizieren so schon seit 1954 Upcycling auf Weltmarktniveau.
Was motiviert Sie hierzu?
Nachhaltigkeit ist für Leiber schon seit Gründung der Firma 1954 ein fester Bestandteil des Geschäftsmodells und hat bis heute Priorität.
Wir sehen Alternative Proteine als Schlüsseltechnologie, um schon heute die richtigen Entscheidungen für Morgen zu treffen. Deshalb richten wir unsere Entscheidungen daran aus, dass sie nicht nur den gegenwärtigen Gewinn ermöglichen, sondern auch in Zukunft neben Wachstum und Erfolg einen positiven Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz leisten – in unserem Unternehmen und für die Gesellschaft.
Wie planen Sie, dieses Engagement künftig auszubauen?
Zum einen bauen wir aktuell die Entwicklung und die Vermarktung von Hefeprotein-Extrakten für die Lebensmittelindustrie und für die biotechnologische Nutzung aus. Sie werden eingesetzt sowohl als Rohstoff für die Fermentation oder auch als geschmacks- und funktionsgebende Komponenten bei Fleischersatzprodukten, beispielsweise im Clean-Meat Segment.
Zum anderen investieren wir bei Leiber in die Forschung & Entwicklung im Bereich der Fermentation und der zellulären Landwirtschaft, bauen derzeit ein Biomassekraftwerk für unsere Produktionsstätte auf und wollen im Herbst 2023 im Leiber Campus in Engter alle Abteilungen bündeln, um so noch bessere Kooperationen innerhalb des Teams und mit Partnern zu erleichtern.
Wie reagieren Verbraucher auf Ihre Bemühungen zur Förderung Alternativer Proteinquellen?
Mit großem Interesse! Bei Leiber ist Tradition und Innovation eng miteinander verbunden. Wir überraschen immer wieder mit neuen Ideen oder Produktlösungen für unsere Kunden, ob für die vegane Ernährung, für die Tiergesundheit oder für innovative, biotechnologische Verfahren.
Welche Alternativen Proteinquellen halten Sie im Hinblick auf eine nachhaltige, wirtschaftlich effiziente Agrar- und Ernährungswende für besonders vielversprechend?
Wir sehen einen steigenden Bedarf an Alternativen Proteinen, zu denen auch die Hefeproteine aus Saccharomyces sp. zählen. Auf die Bierhefe und ihre Verwendungsmöglichkeiten haben wir bei Leiber uns schon seit 1954 spezialisiert. Damit verfolgen wir schon seit Jahrzehnten erfolgreich das Konzept, aus Seitenströmen der Lebensmittelindustrie neue und innovative Produkte zu gewinnen.
Diesen Trend greifen inzwischen auch andere Hersteller auf. So sehen wir einen starken Aufwind bei klassischen Pflanzenproteinen, in der Anwendung von algenbasierten Ingredients, in der Mykoproteinherstellung und in der biotechnologischen Herstellung Alternative Proteine mithilfe von Mikroorganismen.
Eine nachhaltige, wirtschaftlich effiziente Agrar- und Ernährungswende wird nur durch eine Vielfalt an konventionellen und Alternativen Proteinen gelingen. Dazu leisten wir einen positiven Beitrag.
Was genau wäre zur effizienteren politischen Förderung Alternativer Proteinquellen Ihrer Meinung nach nötig?
Zum einen sollte die Landwirtschaft in ihrem aktuellen Transformationsprozess unterstützt werden, damit sie künftig mehr pflanzliche Proteine aus regionaler Produktion für die Ernährungswirtschaft zur Verfügung stellen kann.
Bürokratische und regulatorische Hürden sollten gesenkt werden, Verfahren für Zulassungen – bei weiterhin hohen Sicherheitsstandards – drastisch verkürzt werden, damit neue, innovative Produkte auf den Markt kommen können.
Zum anderen sollte die Forschung gefördert werden, die die effiziente Produktion Alternativer Proteine vorantreibt. Unternehmen sollten für ökologisches Engagement prämiert, Verbraucherinnen und Verbraucher über nachhaltige Ernährungskonzepte mit mehr Alternativen Proteinen aufgeklärt werden. Dafür brauchen wir eine gesellschaftliche Diskussion und Offenheit gegenüber den neuen Produkten und entsprechenden Technologien.
Wie sieht Ihrer Meinung nach die Ernährung der Zukunft aus?
Neue Proteine und Proteinquellen werden mit konventionellen Proteinen zu einer Bereicherung des Speiseplans führen. Dieser Prozess wird eine Evolution sein: Wir werden in den kommenden Jahren sehen, dass sich die Vielfalt der in der Lebensmittelindustrie verwendeten Rohstoffe exponentiell vervielfältigen wird. Bisher in Nischen eingesetzte Produkte – wie Lupinen oder Insekten – werden bald im großen Maßstab verfügbar und verarbeitbar sein. Dadurch werden sich konventionelle und Alternative Proteine zu einem neuen „Puzzlebild der Ernährung“ zusammenfügen, mit einem verstärkten Fokus auf gesunder, nachhaltiger Ernährung und Regionalität.
Wie werden sich diese Entwicklungen auf die Landwirtschaft und die Lebensmittelproduktion auswirken?
Die Landwirtschaftsbetriebe bilden die Basis der Ernährungsindustrie. Die Landwirte in Deutschland sollten an der neuen wirtschaftlichen Entwicklung teilhaben. Hierbei sollten sowohl der Ausbau pflanzlicher Proteine (u.a. Leguminosen, Erbsen) als auch der Umbau zu besseren Haltungsbedingungen zum Wohle der Tiere gefördert werden.
Weltweit sehen wir eine steigende Nutzung biotechnologischer Verfahren, wie der Fermentation mit verschiedenen Mikroorganismen, die interessante Möglichkeiten bieten, um pflanzliche Rohstoffe aus der landwirtschaftlichen Herstellung zu ernährungsphysiologisch hochwertigen, proteinreichen Lebensmitteln zu veredeln. In diese modernen Technologien sollte Deutschland investieren – privatwirtschaftlich und staatlich.
Warum sind Sie BALPro-Mitglied geworden?
Innerhalb des Verbandes kommen viele Unternehmen zusammen, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette Alternativer Proteine agieren. Wir sind davon überzeugt, dass eine Mitgliedschaft bei BALPro und der damit verbundene Austausch und offene Dialog innerhalb der Unternehmen einen wichtigen Beitrag liefert, die wirtschaftliche Entwicklung Alternativer Proteine voranzutreiben.
Wir freuen uns daher auf einen konstruktiven, transparenten Dialog mit den Verbandsmitgliedern. Vielleicht können wir gemeinsame Projekte initiieren, Antworten auf komplexe Fragestellungen finden und unser Fachwissen synergistisch einbringen.