Unsere Mitglieder stellen sich vor: INSNACK
Michelle König
INSNACK entwickelt, vermarktet und vertreibt Ento-Snacks, die nicht nur gesund und nachhaltig sind, sondern auch gut schmecken. So möchte das 2018 gegründete Startup aus Berlin dabei mithelfen, insektenbasierte Lebensmittel in Europa zu etablieren. Warum genau dies so wichtig ist, erzählt INSNACK-Gründer Marc Schotter in unserem BALPro-Interview.
Was motiviert Sie, sich für die Förderung Alternativer Proteinquellen einzusetzen?
Im Jahr 2050 werden rund 10 Milliarden Menschen mit einem bis zu 70 Prozent höheren Nahrungsmittelbedarf auf unserem Planeten leben. Insekten haben das Potenzial, zukünftig einen bedeutenden Beitrag zur Ernährung dieser stetig wachsenden Weltbevölkerung zu leisten. Genau deshalb ist es uns wichtig, schon heute daran zu arbeiten, das Insektenessen in Europa und insbesondere Deutschland zu etablieren.
Wie genau wollen Sie dies erreichen?
Wir leisten einerseits intensive Aufklärungsarbeit, um Konsumenten zu verdeutlichen, dass unsere Snacks aus lokalen Lieferketten gesund, schmackhaft und umweltfreundlich sind. Andererseits entwickeln wir ständig neue insektenbasierte Produkte und erweitern unsere Partnerschaften mit verschiedenen Stakeholdern.
Welche Reaktionen erhalten Sie von Verbrauchern?
Das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Ernährungswende ist bei der Mehrheit der Menschen vorhanden. Dennoch ist das Essen von z. B. Grillenmehl für viele noch immer mit einem gewissen Ekel verbunden, der überwunden werden muss. Die Grundsteine hierfür sind aber gelegt, und sobald die EU im Rahmen der Novel-Food-Verordnung Insekten als Lebensmittel zugelassen hat, wird sich der Markt noch weiter öffnen.
Was sind die Vorteile der insektenbasierten Lebensmittelproduktion im Vergleich zu konventionellen Systemen?
Die Insektenzucht ist enorm platzsparend, denn sie funktioniert vertikal. Zudem können Insekten von Lebensmittelabfällen ernährt werden. Auf diese Weise entsteht bei ihrer Haltung eine komplette Wertschöpfungskette, was viel ressourcenschonender ist, als die konventionelle Schweine-, Rinder-, oder Geflügelzucht. Gleichzeitig enthalten Insekten bis zu 66 Prozent Eiweiß, alle essentiellen Aminosäuren sowie Vitamin B12. Dies ist besonders für Menschen, die der Umwelt zuliebe auf eine primär pflanzenbasierte Ernährung achten, von Interesse.
Wie sollte eine effiziente politische Förderung Alternativer Proteinquellen Ihrer Meinung nach aussehen?
Zunächst sollten bürokratische Hindernisse, die vielen Innovationen im Weg stehen, abgebaut werden. Wir konnten beispielsweise unsere insektenbasierten Energie-Riegel in Deutschland nicht bio-zertifizieren, während dies in Belgien kein Problem gewesen wäre. Außerdem müssten neue Technologien sowohl politisch wie auch finanziell gefördert werden.
Was erwarten Sie von der Ernährung der Zukunft?
In spätestens zehn Jahren werden sich Insekten hierzulande als Lebensmittel etabliert haben — daran arbeiten wir derzeit mit Hochdruck. Die Nachfrage nach z. B. pflanzlichen Proteinquellen wird aber auch weiterhin ansteigen.
Und wie werden sich diese Entwicklungen Ihrer Meinung nach auf die Landwirtschaft auswirken?
Die Menschen essen schon heute gesünder, konsumieren hochwertigere Lebensmittel und sind bereit, mehr Geld in ihre Ernährung zu investieren. Wir gehen deshalb davon aus, dass gerade die regionale Bio-Landwirtschaft zukünftig eine immer größere Rolle spielen wird.
Warum sind Sie Mitglied des Verbandes für Alternative Proteinquellen e.V. geworden?
Gemeinsam ist man stärker und dementsprechend möchten wir mit Gleichgesinnten die Entwicklung und die gesellschaftliche Etablierung Alternativer Proteinquellen vorantreiben. Insbesondere der Austausch mit Akteuren des Insektensektors sowie die Nähe zu anderen Themenfeldern ermöglichen es hierbei, zielstrebiger an der Marktentwicklung zu arbeiten.
Was möchten Sie zukünftig zusammen mit dem Verband für Alternative Proteinquellen e.V. erreichen?
Wir möchten mehr politischen Druck erzeugen, um u. a. Gesetzesänderungen schneller bewirken zu können, und erhoffen uns zudem Synergieeffekte durch die Zusammenarbeit branchengleicher Unternehmen. Schließlich teilen wir alle die Vision einer nachhaltigen Ernährungswende, die wir auf vielen Ebenen nur gemeinsam vorantreiben können.