Unsere Mitglieder stellen sich vor: isi GmbH

Michelle König

Wie setzt sich Ihr Unternehmen für die Förderung Alternativer Proteinquellen ein?

Fleisch- und Milchersatzprodukte müssen sich nicht selten am tierischen Original messen lassen, vor allem, wenn es um Produkte für Flexitarier geht. Eine der Hürden bei ihrer Etablierung ist deshalb die Verbraucherakzeptanz. Nur wenn diese steigt, ist eine signifikante Veränderung des Konsumverhaltens und damit ein echtes Marktwachstum möglich. Mit unseren Sensorikstudien und Konsumententests möchten wir Unternehmen deshalb dabei unterstützen, die Zukunft des Marktes für Alternative Proteinquellen aktiv zu gestalten. Hierbei kümmern wir uns u.a. um den Produktkern und stimmen die (Marketing-) Konzepterwartungen und das sensorische Erlebnis aufeinander ab.

Was motiviert Sie hierzu?
Pflanzliche Nahrungsmittel liegen zu Recht im Trend, denn ihre ressourcen- sowie klimaschonendere Produktion trägt dazu bei, CO2 einzusparen und die Ernährung der Zukunft zu sichern. Dies gilt schlussendlich aber erst, wenn die Produkte konzeptionell und sensorisch überzeugen und konsumiert werden. Mit unserer Forschung liefern wir Kunden deshalb Entscheidungshilfen für die Entwicklung und Verbesserung von Rezepturen und möchten so im Sinne der Verbraucher dazu beitragen, die Produktvielfalt zu erhöhen.

Planen Sie, dieses Engagement weiter auszubauen?
Um zukünftig neue Konsumenten noch gezielter anzusprechen, konzipieren wir einerseits Studien, die relevante Einflussfaktoren für den Erstkauf alternativer Lebensmittel identifizieren. Andererseits begegnen wir der Kritik, dass momentan noch zu viele Zusatzstoffe in Ersatzprodukten zu finden sind, indem wir Rezepturanpassungen ableiten, die eine Reduktion eben dieser ermöglichen, ohne dass Abstriche in Bezug auf Geschmack und Textur notwendig wären. Hierbei testen wir nicht nur fertig entwickelte Nahrungsmittel, sondern begleiten auch den Entwicklungsprozess in frühen Stadien mit. Denn unserer Erfahrung nach haben Lebensmittelinnovationen vor allem dann Aussicht auf Erfolg, wenn Verbrauchermeinungen früh gehört und entsprechend berücksichtigt werden.

Wie sind die Reaktionen auf Ihre Bemühungen zur Förderung Alternativer Proteinquellen?
Wir stellen fest, dass unsere Zielgruppe — also in erster Linie Unternehmen — häufig noch kein Bewusstsein für die Wichtigkeit der Verbrauchermeinung hat. Allerdings ist es für das Wachstum des Alternativen Proteinsektors entscheidend, dass die angebotenen Produkte auch Verwendung finden. Daher müssen diese stets aus Sicht der Konsumenten und im Sinne der menschlichen sensorischen Wahrnehmung mitgedacht werden, wobei wir zahlreiche Möglichkeiten für einen zielführenden Erkenntnisgewinn bieten.

Welche Alternativen Proteinquellen halten Sie im Hinblick auf eine nachhaltige Ernährungswende für besonders vielversprechend?
Um langfristig Proteinversorgungsprobleme zu vermeiden, sind wir gut beraten, neue Lebensmitteloptionen frühzeitig auf ihre Eignung zu testen. Dabei spielen etablierte Pflanzen wie Soja, Erbsen oder Lupinen sowie zunehmend Algen und Insekten eine Rolle. Darüber hinaus wird nicht nur mit großem technologischen Aufwand Fleisch auf Basis von Stammzellen nachgebaut, sondern auch an der Proteinextraktion durch Fermentation gearbeitet. Beide Verfahren sollen laut Prognosen in den kommenden Jahren wettbewerbsfähig werden. Wir möchten mit unseren Studien deshalb z.B. herausfinden, wo die Skepsis von Verbrauchern gegenüber solcher Innovationen herrührt und wie sie überwunden werden kann.

Was wäre zur effizienteren politischen Förderung Alternativer Proteinquellen nötig?
Insbesondere staatliche Ernährungsempfehlungen, die Umwelteinflüsse der Lebensmittelproduktion berücksichtigen, könnten es Menschen erleichtern, nachhaltige Konsumentscheidungen zu treffen. So stellt beispielsweise die am Barilla Center for Food and Nutrition entwickelte doppelte Ernährungspyramide Zusammenhänge zwischen dem Gesundheitswert und der Nachhaltigkeit von Lebensmitteln her. Ihre Integration in staatliche Ernährungsempfehlungen könnte daher anschaulich und verständlich verdeutlichen, dass eine primär pflanzliche Ernährung sowohl ökologisch sinnvoll als auch gesünder ist. Im Sinne unserer Kunden wäre es zudem wichtig, dass das Zulassungsverfahren für neuartige Lebensmittel im Rahmen der Novel Food Verordnung vereinfacht bzw. verkürzt wird. Derzeit fließen nämlich viele Ressourcen in die Bewältigung dieser Hürde, die an anderer Stelle fehlen.

Wie sieht Ihrer Meinung nach die Ernährung der Zukunft aus?
Die Ernährung der Zukunft liefert Produkte, die bequem zuzubereiten, gesund, schmackhaft und gleichzeitig einfach in ihrer Rezeptur sind. Dabei berücksichtigt sie die ökologischen Grenzen unseres Planeten sowie den weit verbreiteten Verbraucherwunsch nach mehr Hausgemachtem, indem sie u.a. Ersatzprodukte, die beim Kochen und Backen Verwendung finden können, in den Fokus stellt.

Werden sich diese Entwicklungen auf die Landwirtschaft und die Lebensmittelproduktion auswirken?
Landwirte und Wissenschaftler stehen im Zentrum des Wandels, da sie die technologischen Mittel und die benötigten Qualitätsinputs bereitstellen. Etablierte Hersteller und Start-ups werden währenddessen die Produktion verfeinern und skalieren, um Alternativen schmackhafter und erschwinglich zu machen. Über allem steht die Notwendigkeit einer ausgewogeneren Betrachtung verschiedener Proteinquellen frei von Kategorien wie „gut“ und „schlecht“. Schließlich ist unser Ernährungssystem über Jahrtausende gewachsen und ein gänzlicher Ausschluss tierischer Proteinquellen derzeit unmöglich.

Warum sind Sie BALPro-Mitglied geworden?
Da viele Akteure des Alternativen Proteinsektors noch am Anfang der Produktentwicklung stehen, wollen wir ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Verbrauchermeinungen insbesondere bei der Etablierung neuer Zutaten frühestmöglich gehört werden müssen. Nur auf diese Weise kann das Risiko des Scheiterns minimiert werden. Dabei eignen sich auch Vorstufen fertiger Produkte sehr gut für z.B. hedonische Tests und deskriptive Analysen. Diese sind nicht nur essenziell für das Verständnis der Verbraucher, sondern liefern zudem Ergebnisse, die unseren Kunden eine direkte Übersetzung in Produktkonzepte ermöglichen.

Was hoffen Sie, zukünftig gemeinsam mit BALPro zu erreichen?
Wir erhoffen uns einen angeregten Austausch über die verschiedenen Alternativlebensmittel und möchten aktiv dazu beitragen, mögliche Hemmnisse bei ihrer Etablierung zu überwinden. Hierzu wollen wir die genauen Bedürfnisse der verschiedenen Hersteller und Forschungseinrichtungen kennenlernen und unser Angebot entsprechend anpassen. Gemeinsam können wir so den Weg für eine nachhaltige Ernährung der Zukunft ebnen und gleichzeitig das Verbraucherverlangen nach mehr Variation stillen.

Weitere Informationen zur isi GmbH hier: https://www.isi-goettingen.de 

© 2019 Verband für Alternative Proteinquellen e. V.