Unsere Mitglieder stellen sich vor: Maschinenfabrik Reinartz
Michelle König
Niklas Stadermann, Geschäftsführer der Reinartz GmbH & Co.KG
Reinartz produziert als einer der marktführenden Spezialisten für Trennverfahren unter anderem innovative Maschinen und Technologien zur Gewinnung von Presskuchen aus Pflanzenölen und Insektenlarven. Welche Rohstoffe die GmbH & Co.KG für besonders zukunftsfähig hält, erzählte uns Geschäftsführer Niklas Stadermann im BALPro-Interview.
Wie genau setzt sich Reinartz für die Förderung Alternativer Proteinquellen ein?
Einerseits generieren wir öffentliche Aufmerksamkeit, indem wir auf Messen und Konferenzen die Technologien vorstellen, die heute für die Verarbeitung pflanzlicher Rohstoffe zur Verfügung stehen. Andererseits bieten wir unseren Kunden vom Engineering bis zur fertigen Maschine Lösungen zur Gewinnung von Proteinen aus Ölpflanzen sowie Insekten an und wollen so dazu beitragen, immer mehr Alternativprodukte auf deutsche Teller zu bringen.
Welche Rohstoffe halten Sie im Hinblick auf eine nachhaltige Agrar- und Ernährungswende für vielversprechend?
Wir glauben, dass insbesondere Proteine aus Ölpflanzen, Pilzen und Algen ein enormes Potenzial haben. Bei der Ölproduktion fällt als Nebenprodukt stets proteinreicher Presskuchen an und diesen für die menschliche Ernährung zu nutzen, ist dementsprechend extrem effizient und ökologisch sinnvoll. Die Proteingewinnung aus Pilzen und Algen ist im Vergleich dazu nach wie vor eher ein Nischensegment, allerdings hoffen wir darauf, dass die steigende Popularität veganer und vegetarischer Produkte hier für einen Durchbruch sorgt.
Abgesehen von pflanzlichen Rohstoffen setzen wir auf Insekten als proteinreichen Nährstofflieferanten der Zukunft, denn ihre Zucht ist nicht nur deutlich weniger CO2-intensiv als die konventionelle Tierhaltung, sondern hat auch einen geringeren Wasser- sowie Flächenverbrauch.
Wie reagieren Verbraucher auf Ihre Bemühungen zur Förderung Alternativer Proteinquellen?
In Deutschland lag der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch laut Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft 2020 bei rund 57 Kilogramm – so niedrig wie noch nie seit Beginn der Berechnungen 1989. Gleichzeitig ernähren sich immer mehr Menschen vegetarisch und vegan. Das Verständnis der Bevölkerung für die Notwendigkeit Alternativer Proteinquellen wächst somit kontinuierlich, während die Scheu vor Ersatzprodukten immer weiter abnimmt.
Was wäre zur effizienten politischen Förderung nachhaltiger Lebensmittel Ihrer Meinung nach nötig?
Derzeit erschweren es bürokratische Hürden unseren Kunden, sich auf dem Markt zu etablieren. Wir betreuen beispielsweise Projekte, bei denen schon die Erteilung einer Baugenehmigung an Formfehlern und Behördenbedenken scheiterte. Deshalb halten wir es für dringend notwendig, dass eben diese bürokratischen Hürden abgebaut werden, damit der sich in vielerlei Hinsicht noch ganz am Anfang befindliche Alternative Proteinsektor eine realistische Entwicklungs- und Wachstumschance hat. Zudem wäre eine direkte finanzielle Förderung für Unternehmen, die daran interessiert sind, nachhaltige Lebensmittel zu produzieren, wünschenswert.
Wie sieht Ihrer Meinung nach die Ernährung der Zukunft aus?
Die Ernährung der Zukunft wird vielfältiger und umweltfreundlicher sein. Um dies zu erreichen, sollte man jedoch nicht versuchen, den Menschen das Fleischessen zu verbieten, sondern ihnen stattdessen den Wechsel zu einer primär pflanzenbasierten Ernährung durch schmackhafte und bezahlbare Ersatzprodukte erleichtern.
Welche Auswirkungen werden diese Entwicklungen auf die Landwirtschaft haben?
Schon eine 30-prozentige Fleischreduktion in den OECD-Staaten würde laut aktuellen Schätzungen etwa 30 Millionen Hektar Ackerland freisetzen. Dieses könnte für den Anbau Alternativer Proteinquellen, zur Produktion von ressourcenschonenden Kraftstoffen und zur Verbesserung der Biodiversität genutzt werden. Unserer Meinung nach liegt hierin auch für Landwirte eine Chance, auf nachhaltige Weise ihre Erträge zu sichern.
Was hoffen Sie, als Mitglied des Verbandes für Alternative Proteinquellen e.V. zu erreichen?
Wir möchten bessere Rahmenbedingungen für die Etablierung Alternativer Proteinquellen schaffen, nahe an den Entwicklungen und Impulsen sein, die die Branche zukünftig prägen werden und uns mit anderen Akteuren vernetzen.