Auf dem rund 5.000 Quadratmeter großen Areal in Memmingen werden künftig täglich etwa 20 Tonnen pflanzliches Fleisch hergestellt. (Bild: Planted Foods AG)
Mit dem Standort in Memmingen trägt das Schweizer FoodTech Unternehmen Planted zur deutschen Wertschöpfung bei. Welche Rolle die Politik beim Aufbau spielte, warum es ein Green-Technology-Standort ist und wie das Planted Steak im Einzelhandel ankommt, verrät Mitgründerin Judith Wemmer.
Welche Rolle spielt der Standort in Deutschland und spezifisch in Memmingen strategisch für Planted?
Wir sind in Kemptthal an unserer Kapazitätsgrenze angekommen. Vom Produktionsvolumen werden dabei etwa drei Viertel ins europäische Ausland exportiert. Im Fokus stand ein Standort, der die Expansion ermöglicht, speziell in der Steakproduktion wo wir proprietäre Fermentationstechnologie nutzen. Die Entscheidung für Memmingen haben wir dann aufgrund von Nachhaltigkeits- als auch Distributionsüberlegungen gefällt. Die Wege aus Memmingen in die Märkte sind kurz. Mit Deutschland sind wir zudem an unserem Hauptmarkt angesiedelt. Wir werden in Memmingen ein starkes Team von rund 50 Mitarbeitenden aufbauen. Die Expertise importieren wir in der derzeitigen Aufbauphase noch aus Kemptthal.
Warum handelt es sich um einen Green-Tech-Standort?
Mit der lokalen Alois-Müller-Gruppe, die sich auf neuartige Energiekonzepte fokussiert und mit uns die Fabrik ausgebaut hat, haben wir einen super Partner gefunden. Wir arbeiten in Memmingen in Richtung CO2-Neutralität, haben Solarzellen auf dem Dach, nutzen Brunnenwasser für die Kühlung und beziehen Fernwärme von der umgebenden Industrie. Die Gruppe ist da sehr fortschrittlich. Das passt gut zu unserer grünen Technologie. Es war insgesamt in Memmingen ein perfektes Match.
Welche Rolle spielt das Planted Steak?
Es ist der nächste Skalierungsschritt unserer Fermentationstechnologie für unsere Steakproduktion. Wir sind bei sehr vielen Retailern in Europa gelistet und brauchen die Kapazität. Dazu gehört beispielsweise der aktuelle Launch in Italien, aber auch bei Albert Heijn in den Niederlanden. In Kemptthal platzen wir aus allen Nähten und haben sehr viele Stunden durchgearbeitet, um diese Lancierungens zu ermöglichen. Wir bekommen insgesamt sehr positives Feedback zum Steak. Es ist ein Produkt einer ganz anderen Generation und zeigt gut auf was in diesem Bereich möglich ist. Das haben wir an der Resonanz bei den Einkäufern gemerkt.
Wie wichtig ist die lokale Verortung?
Unsere Produkte sind frisch im Handel. Wir wollen hochwertige Rohstoffe verarbeiten, die wir am liebsten aus der Nähe beziehen. Da ist der Vorteil, die Produktion im Land zu haben, gleich groß wie bei der tierischen Fleischproduktion. Das ist in Europa weit verbreitet. Jedes Land hat seinen eigenen Fleischverarbeiter. So ist man möglichst schnell im Handel, mit kurzen Restlaufzeiten, weil man Qualitäten sicherstellen und auf kulturelle Eigenheiten eingehen kann.
Arbeitet ihr dazu auch mit lokalen Landwirt:innen zusammen?
In der Schweiz haben wir einen Test zur lokalen Versorgung gemacht. Wir beziehen unsere Rohstoffe ansonsten aus Europa. Das wird in Deutschland ähnlich sein. Einige der Erbsen beziehungsweise das Erbsenprotein kommt unter anderem aus Deutschland. Wir beziehen unsere Rohstoffe allerdings nicht direkt von den Landwirten und Landwirtinnen, sondern verwenden Mehle. So wie der Schweinebauer sein Sojamehl einkauft, kaufen wir die verarbeiteten Pflanzenmehle. Langfristig blicken wir auf großes Potenzial, die pflanzlichen Proteine und Ölsaaten direkt aus Deutschland zu beziehen. Das Netzwerk in Deutschland generell, aber auch lokal auszubauen, gehört zu unseren Kernaufgaben in den nächsten Monaten. Sollte es Interesse geben, sich dazu auszutauschen, kann man sich gerne bei uns melden.
Gehört zu diesem Netzwerk auch die lokale Politik?
Auf jeden Fall. Damit hatten wir sehr viel Glück. Ohne die politische Unterstützung vom Memminger Oberbürgermeister Jan Rothenbacher hätten wir es nicht geschafft, die Produktion so schnell zu öffnen. Wir haben sehr lösungsorientiert zusammengearbeitet. Es gibt vor Ort ein starkes Industrienetzwerk mit viel Expertise im Lebensmittelbereich und viel unternehmerischem Spirit. Man spürt, dass einige KMUs in der Gegend angesiedelt sind und dass sich die Politik darauf konzentriert, dass die Wirtschaft vor Ort stark bleibt.
Vielen Dank für das Gespräch!

Judith Wemmer, Mitgründerin Planted Foods AG
“Wir sind bei sehr vielen Retailern in Europa gelistet und brauchen die Kapazität.”