Bild: Anuga / Marvin Ruppert
Seit April 2023 ist Jan Philipp Hartmann Director der Anuga. Er ist seit 2016 für die Koelnmesse tätig und bringt umfassende internationale Messeerfahrung mit, unter anderem aus seiner vorherigen Position als Director der ISM Middle East. Hartmann verrät, warum auf dem Anuga “Boulevards of Innovations” für manche Aussteller Träume wahr werden und es höchste Zeit für die Anuga Alternatives ist.
Warum die Anuga Alternatives?
Jan Philipp Hartmann: Die Anuga ist 106 Jahre alt. Sie wurde 1919 in Stuttgart gegründet und entwickelte sich in den folgenden 100 Jahren von einer nationalen Leistungsschau zu der international führenden und größten Fachmesse für Lebensmittel und Getränke. Seit 1924 ist sie in Köln beheimatet. Wir sind mittlerweile ein globales Netzwerk mit Messen in Brasilien, Thailand, Kolumbien, Indien, Japan und China und dabei ein aktiver Impulsgeber, der für Wandel steht und die globale Community der Food and Beverage Branche unter einem Dach vereint. Die Anuga ist hier eine Dachmarke, unter der wir zehn Fachmessen vereinen, die die gesamte Food und Beverage Branche abbilden. Diese Aufteilung war ein wichtiger Schritt, der bis heute weltweit Maßstäbe setzt und der wir mit der Anuga Alternatives gerecht werden. Wir tragen einem wichtiger werdenden Teil der Branche Rechnung, der mehr ist als ein Trend: Alternative Proteinquellen sind ihren Babyschuhen entwachsen und verdienen innerhalb der größten Food und Beverage Messe der Welt eine Plattform.
Kann das als Zeichen für die Relevanz am globalen Markt betrachtet werden?
Jan Philipp Hartmann: Wir stellen Marktveränderungen nicht nur dar, sondern begleiten wirkliche Innovationen, wie die Einführung von Tiefkühlprodukten 1955. In manchen Fällen würden wir vielleicht schon sagen, dass wir Trends gesetzt haben mit Formaten wie unserer Anuga Taste Innovation Show. Dabei ist es der erste Aufschlag für die Anuga Alternatives und ich kann jetzt schon sagen, dass es ein erfolgversprechendes, zukunftsfähiges Segment ist. Als Director der Anuga muss ich es rational betrachten und erwägen, ob das Fachsegment eine budgetäre Zukunft hat. Das kann ich heute schon klar beantworten: Wir erleben einen sehr guten Start in eine, wie ich hoffe, glorreiche Zukunft der gesamten Branche.
Wofür steht die Gabel der Anuga?
Jan Philipp Hartmann: Sie ist ein Symbol für Genuss, Ernährung und den internationalen Food Fokus der Messe. Die Spaghetti stehen für die jeweiligen Fachsegmente. Jede einzelne repräsentiert eine der zehn Fachmessen, die zusammen das einzigartige Konzept der Anuga ausmachen, das auch von Komplexität geprägt wird. Die Food und Beverage Branche ist die globalste der Welt. Es ist eine Branche, mit der jede Person täglich in Kontakt kommt. Das Knäul Spaghetti steht für diese Komplexität, die wir mit der Anuga entknäueln. Wir bieten den Besuchern und Ausstellern einen Gesamtüberblick über die Branche. Dazu haben wir in diesem Jahr auch die Hallenstrukturen angepasst und zusammengeführt, was zusammengehört. Früher waren beispielsweise die Meathallen über das Gelände verteilt. Heute sind sie zusammengerückt und zeigen so konzentriert alle relevanten Bereiche der jeweiligen Branche.
Es gibt aber auch Sonderflächen?
Jan Philipp Hartmann: Genau. Wir haben Bereiche wie den Anuga Organic Supermarkt, den Anuga Halal- und Anuga Kosher-Markt. Darüber hinaus gibt es beispielsweise noch die Anuga Taste Innovation Show. Dort kann man die Branchentrends und innovativsten Produkte hautnah erleben. Die Anuga präsentiert ein vielfältiges Programm auf drei Bühnen: Anuga Organic on Stage, Anuga Trend Zone und auf der neuen Anuga Horizon Stage – sie vermitteln Fachbesuchenden fundiertes Branchenwissen und Einblicke in zukunftsweisende Entwicklungen. Ergänzt wird das Angebot durch weitere Konferenzen und Kongresse. So unterstreicht die Anuga ihre Position als globaler Knowledge-Leader der Food und Beverage Branche. Wir verstehen uns ein bisschen als Leuchtturm und Impulsgeber über die gesamte Lebensmittel- und Getränkebranche hinweg, aber auch als Trendsetter mit dem Boulevard of Innovations.
Was sind Kernthemen, auf die wir uns auf den verschiedenen Stages freuen dürfen?
Jan Philipp Hartmann: Die Anuga Horizon Stage ist sehr eng mit der Anuga Alternatives verbunden. Sie ist eine der wenigen Stages überhaupt, die in einem Fachsegment, also in der Halle angesiedelt ist. Wir werden dort die neuesten Innovationen im Bereich der Produktion besprechen. Da kommen Themen wie AI und Deep Tech, Gesundheit und Funktionalität sowie Kreislaufwirtschaft ins Spiel. All die Themen, die die Industrie bewegen, voranbringen und weiterentwickeln. Ein weiteres Highlight der Anuga Alternatives sind die internationalen Länderpavillons: Luxemburg, die Niederlande, Slowenien, die Türkei, China oder Dänemark bringen geballte Innovationskraft und unterschiedliche Perspektiven in das Zukunftssegment ein. So entsteht ein starker internationaler Impulsgeber für die Food und Beverage Branche von morgen.
Und der Boulevard?
Jan Philipp Hartmann: Der Boulevard of Innovations vereint die neuesten Produkte der Branche, die in den letzten zwei Jahren auf den Markt gekommen sind. Wir sind 2023 damit gestartet. Ich nenne es die Anuga Autobahnen. Vom Eingang Süd bis zum Eingang Nord führt der Boulevard über mehrere hundert Meter an Innovationen vorbei. Im Nordteil fokussieren wir uns auf die Anuga Taste Innovation Show – eine Vitrinen-Show, in der unsere Aussteller ihre Produkte präsentieren können. Dazu müssen sie sie zunächst in eine Datenbank einpflegen. Eine Jury wählt dann aus über 2.000 Produkten die Top 60–70 aus. Daraus werden dann noch die Top 10 Produkte gekürt und innerhalb der Sonderfläche prominent präsentiert. Das Konzept erfreut sich großer Beliebtheit, nicht nur bei Fachbesuchenden sondern auch bei Journalist:innen. Auch alle Start-ups, die auf der Anuga ausstellen, werden im Boulevard of Innovations platziert. Für die Start-ups aus 2023 war es ein Riesenerfolg, nicht nur, um in die Regale der Supermärkte zu kommen. Es waren auch E-Commerce-Vertreter oder Investoren und grundsätzlich Visionäre vor Ort. Der Ideenaustausch ist uns sehr wichtig. Hier entsteht dann insgesamt ein bisschen der Innovationsnukleus der gesamten Food und Beverage Branche.
Vielen Dank für das Gespräch!

Jan Philipp Hartmann, Director der Anuga
Alternative Proteinquellen sind ihren Babyschuhen entwachsen und verdienen innerhalb der größten Food und Beverage Messe der Welt eine Plattform.
Fun Fact
Vor fünf Jahren fand Jan Philipp Hartmann auf der Anuga, für die er damals noch gar nicht tätig war, seinen Weg zu einem plantbased Burger, was unter anderem dazu geführt hat, dass er heute kein Fleisch mehr isst.