Warum sind Sie BALPro-Mitglied geworden?
Die Aufgaben, die vor uns liegen, können nur gemeinsam bewältigt werden. Der Austausch, die Vernetzung und das gemeinsame Arbeiten an Lösungen sind wichtig, um gezielten Wandel zu bewirken. Wir freuen uns, nun Teil von Balpro zu sein und unseren Beitrag dazu zu leisten!
Wie genau setzen Sie sich für die Förderung Alternativer Proteinquellen ein?
Oatly ist das erste und größte Haferdrinkunternehmen der Welt und mit seinen Produkten in mehr als 40 Ländern weltweit vertreten. Seit über 30 Jahren konzentrieren wir uns ausschließlich auf den Aufbau von Expertise rund um das Thema Hafer: ein Power-Getreide, das nicht nur positive Eigenschaften für den Menschen hat, sondern auch für den Planeten. Unser Engagement für Hafer hat zu grundlegenden technischen Fortschritten geführt, die es uns ermöglicht haben, die gesamte Breite des Molkereiportfolios zu erschließen. So lancierten wir bereits pflanzliche Alternativen zu Milch, Kaffeesahne und Eiscreme sowie Produkte zum Kochen und Brotaufstriche.

Was motiviert Sie zur Förderung Alternativer Proteine?
Wir wollen es den Menschen erleichtern, sich besser zu ernähren und gesünder zu leben, ohne dass dabei die Ressourcen des Planeten rücksichtslos ausgebeutet werden. Unser Engagement und Anspruch geht über die Herstellung und den Verkauf von Haferprodukten hinaus – wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen, als innovatives, zukunftsorientiertes Unternehmen mit Fokus auf Nachhaltigkeit. Wir möchten die Transformation unseres Ernährungssystems mit vorantreiben und dafür sorgen, dass es pflanzenbetonter, umweltverträglicher und gesünder wird.
Wie planen Sie, Ihr Engagement zukünftig auszubauen?
Unser Ziel ist es, einen systemischen Wandel in der Gesellschaft voranzutreiben – in der Art und Weise, wie Menschen essen, Lebensmittel produziert werden und der Planet behandelt wird. Wir motivieren Menschen, kleine Veränderungen vornehmen zu können, wie den einfachen Wechsel von Kuhmilch auf Haferdrink. Das tolle an Haferdrinks ist nämlich, dass sie genauso einsetzbar sind wie Kuhmilch, dabei aber das Klima weniger belasten: Einer Studie zufolge hat z.B. die in Deutschland verkaufte Oatly Barista eine um 65 % geringere Klimabelastung als vergleichbare Kuhmilch.
Wir stärken die Transformation, indem wir Veränderungen entlang unserer gesamten Wertschöpfungskette vorantreiben, basierend auf diesen drei Handlungssäulen:
- Einen Wandel im Lebensmittelsystem vorantreiben
- Als zukunftsorientiertes Unternehmen ein Vorbild sein
- Als führende Kraft eine pflanzenbasierte Revolution ermöglichen

Welche Alternativen Proteinquellen halten Sie im Hinblick auf eine nachhaltige Agrar- und Ernährungswende für besonders vielversprechend?
Oatly setzt voll auf Pflanzlich. Der Lebensmittelsektor ist für ein Drittel der globalen, vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich – ungefähr die Hälfte davon aus der Tierhaltung. Wir sind daher überzeugt, dass eine Umgestaltung hin zu einem pflanzenbetonten Ernährungssystem notwendig ist, um eine Chance gegen die Klimakrise zu haben.
Was wäre Ihrer Ansicht nach zur effizienteren politischen Förderung Alternativer Proteine nötig?
Wichtig wäre aus unserer Sicht vor allem die Abschaffung von Ungleichbehandlungen und damit die Herstellung fairer Wettbewerbsbedingungen. Emissionsreiche, tierische Lebensmittel und deren Herstellung profitieren derzeit stark von öffentlichen Geldern. Innovative, pflanzliche Produkte sind dadurch im Wettbewerb deutlich schlechter gestellt, obwohl sie in der Mehrzahl zahlreiche Vorteile für Umwelt und Gesundheit bieten können. Steuerliche Benachteiligungen, wie beispielsweise die im Vergleich zur Kuhmilch erhöhte Mehrwertsteuer für Pflanzendrinks, sind nicht mehr zeitgemäß und müssen dringend abgeschafft werden. Die Etablierung eines pflanzlichen Aktionsplans, wie ihn Dänemark 2023 aufgesetzt hat, könnte eine Grundlage für effiziente politische Förderung sein und sich zur Aufgabe machen, faire Wettbewerbsbedingungen herzustellen.
Wie sieht Ihrer Meinung nach die Ernährung der Zukunft aus?
Oatly hat die Vision eines nachhaltigen und gesunden Ernährungssystems, das gleichzeitig resilient und wettbewerbsfähig ist. Wir sind überzeugt, dass Politik, Gesellschaft und Wirtschaft gemeinsam an einer Neuausrichtung und Neugewichtung arbeiten müssen, um unser Ernährungssystem widerstandsfähig, nachhaltig und fit für die Zukunft zu machen. Dabei ist für uns von zentraler Bedeutung, dass das Ernährungssystem gemäß den Empfehlungen des Weltklimarats pflanzenbetonter wird – nur so kann es gleichzeitig Ernährungssicherheit herstellen, die öffentliche Gesundheit unterstützen und zur Bekämpfung der Klimakrise beitragen.
Wie werden sich diese Entwicklungen auf die Landwirtschaft und die Lebensmittelproduktion auswirken?
Idealerweise wird es möglich sein, der Natur etwas zurückzugeben. Nicht nur Emissionen zu reduzieren, sondern auch Kohlenstoff und Nährstoffe in den Boden zurückzuführen, die Biodiversität zu schützen und zu erhöhen sowie sicherzustellen, dass die Menschen, die das Herz des Lebensmittelsystems bilden, wie Landwirt*innen und Produktionsgemeinschaften, gedeihen und profitabel wirtschaften können. Die Landwirtschaft sollte in der Anwendung restaurativer und regenerativer Praktiken unterstützt werden.
1) Blonk Consultants (2022), LCA of Oatly Barista and comparison with cow’s milk. Gouda, the Netherlands. Stages include raw material to point of sale and packaging waste management for average L produced in the Netherlands and sold in Germany. Findings subject to assumptions, limitations, conclusions, and critical review statement.
2) Poore, J., & Nemecek, T. (2018). Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Science, 360(6392), 987-992. https://doi.org/10.1126/science.aaq0216
3) Xu, X., Sharma, P., Shu, S. et al. (2021). Global greenhouse gas emissions from animal-based foods are twice those of plant-based foods. Nat Food 2, 724–732. https://doi.org/10.1038/s43016-021-00358-x